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Osnabrücker Familiengeschichte

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Hélène Cixous bei ihrem Besuch in Osnabrück im April 2015 (Fotohinweis: Sven Jürgensen)

Bohnenkamp-Stiftung unterstützt die Übersetzung des Buchs „Osnabrück“ der französischen Schriftstellerin Hélène Cixous

Osnabrück, 15. September 2016

Einen ungewöhnlichen Weg geht die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung zurzeit: Sie finanziert die Übersetzung des Buchs „Osnabrück“ von Hélène Cixous. Die französische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin verbindet eine ganz besondere Beziehung mit Osnabrück. Ihre Mutter, die Jüdin Eva Klein, wurde hier geboren. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hatte ihre Familie hier gelebt. Doch Anfang der 1930er Jahre musste Eva Klein emigrieren, um den Nationalsozialisten zu entkommen. Die in Osnabrück gebliebenen Familienmitglieder wurden alle deportiert oder ermordet.

Aufgrund dieser ganz persönlichen Familiengeschichte nimmt Osnabrück eine herausragende Rolle im literarischen, aber auch im philosophischen Werk von Hélène Cixous ein. Sie selbst kam am 5. Juni 1937 im algerischen Oran zur Welt und hat Osnabrück erst im April 2015 kennengelernt. „Ich freue mich, dass mit der Übersetzung des Buchs ein weiteres Stück Verständnis für die dauerhaften Erschütterungen möglich ist, die Krieg in Familien und im Leben einzelner Menschen verursacht. Das passt zur Friedensstadt Osnabrück“, sagt Gisela Bohnenkamp. Sie hatte im Jahr 2008 die Bohnenkamp-Stiftung ins Leben gerufen, die innovative Bildungsprojekte in der Region Osnabrück unterstützt und initiiert.

Bereits 1999 war Cixous‘ Buch „Osnabrück“ in französischer Sprache erscheinen, mit dem sie der Heimatstadt ihrer Mutter Eva Klein ein Denkmal setzte. Das hat sie jedoch nicht aus eigener Anschauung skizziert, sondern aus den von schmerzlicher und schöner Erinnerung geprägten Erzählungen ihrer Mutter. Einen ersten Eindruck in deutscher Sprache hatten die Besucher des Diskussionsabends im Theater Osnabrück erhalten, zu dem im vergangenen Frühling unter dem Titel „Osnabrück ist das verlorene Paradies. Nur nicht für mich“ die Universität Osnabrück eingeladen hatte. Während des Besuchs hatte Dr. Sven Jürgensen, der Pressesprecher der Stadt Osnabrück, die Idee, das Buch vollständig übersetzen zu lassen. Mit der Bitte, die Übersetzung zu unterstützen, war er auf die Bohnenkamp-Stiftung zugegangen. „Was Jahre zuvor nicht gelang, konnte ich nun wie ein Puzzle zusammenfügen“, meint Jürgensen erfreut. Zumal die Bohnenkamp-Stiftung auch die Übersetzung eines weiteren Buchs von Hélène Cixous finanziert: Es enthält Gespräche mit der französischen Schriftstellerin und Philosophin.

Hélène Cixous hat als eine der großen französischen Intellektuellen mit ihrem fiktionalen und essayistischen Werk den französischen Poststrukturalismus mitgeprägt. Sie gilt als eine der bedeutendsten Vordenkerinnen des französischen Feminismus. Cixous war Mitbegründerin der Reformuniversität Paris 8 und hat dort ab 1969 als Professorin für Englische Literatur gelehrt. Später war sie „Hausautorin“ am Théâtre du Soleil. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrendoktoraten ausgezeichnet.

Um die Übersetzung ihres Buchs öffentlich vorzustellen, wird Hélène Cixous im kommenden Jahr erneut nach Osnabrück kommen: Am 4. Mai 2016 wird die Schriftstellerin „Osnabrück“ im Friedenssaal des Rathauses vorstellen. „Ich denke, dass sich die Osnabrücker auf ‚Osnabrück‘ freuen können“, meint Gisela Bohnenkamp.

 

Medienkontakt: Dr. Marie-Luise Braun, Tel. 0541. 68 53 336, presse@bohnenkamp-stiftung.de