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Osnabrück entdecken – Talent fördern

Projekt „EMILiA“ hilft Flüchtlingskindern sich zurecht zu finden

JudithLimar: Judith Hackenbroich ist für Limar aus Syrien durch das Projekt „EMILiA“ eine wichtige Bezugsperson geworden. Limars großer Bruder Talal hat die beiden fotografiert. (Fotohinweis: Talal Al Yassin)

Osnabrück, 17. März 2016 Hand in Hand kommen die beiden ins Eiscafé und es ist sofort zu erkennen: Da haben sich zwei gefunden. Seit November vergangenen Jahres ist Judith Hackenbroich die Mentorin von Limar Al Yassin. Die Vierjährige ist vor neun Monaten mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet, die Psychlogie-Studentin hilft ihr dabei, sich im neuen Land zurechtzufinden, damit das Kind seine Möglichkeiten trotz aller Umstellung entfalten kann. „EMILiA“ heißt dieses Angebot des Vereins Unikate – es steht für „Ehrenamtliches Mentorenprojekt für individuelles Lernen von Kindern im Asyl“. Damit ist es ein Ableger von „Emil“, ein Projekt, das die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung seit 2013 unterstützt.

„Die Erfahrungen mit ‚Emil‘ haben gezeigt, wie kostbar eine Mentorenschaft für Kinder und ihre Entwicklung ist“, sagt Michael Prior, der Geschäftsführer der Bohnenkamp-Stiftung. „Umso mehr freut es uns, dass der Verein Unikate sich nun auch mit einem Angebot speziell an Flüchtlingskinder richtet.“ Sieben Kinder aus Flüchtlingsfamilien werden aktuell von sieben ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren bei „EMILiA“ begleitet. Die Tandems treffen sich ein Mal pro Woche, damit die Kinder Osnabrück entdecken, kulturelle Unterschiede klären und die deutsche Sprache schneller lernen können. Dabei versuchen die Mentoren, die speziellen Interessen und Talente ihrer Schützlinge auszumachen, um sie darin besonders zu fördern. Ziel des Projektes ist es, dass das Kind die Möglichkeit bekommt, eigenen Interessen nachzugehen, positive Lebenserfahrungen zu machen und Selbstwirksamkeit zu erfahren.

„Limar singt, tanzt, bastelt und matscht gern. Im Kindergarten ist sie meistens in der Kreativ-Ecke zu finden“, erzählt Judith Hackenbroich, die das Kind inzwischen auch mal aus dem Kindergarten abholt. Die 20-Jährige hat die Familie zunächst in ihrer Wohnung besucht, um Vertrauen aufzubauen und Limar Zeit zu geben, ihre Schüchternheit zu überwinden. Davon ist nichts mehr zu merken, wenn die Kleine sich ganz selbstverständlich auf den Schoß ihrer Mentorin setzt, während sie ihr Eis löffelt.

„Die Kinder werden von den Erzieherinnen der Kita oder den Flüchtlingssozialarbeiterinnen der Stadt für die Teilnahme an ‚EMILiA‘ vorgeschlagen“, erzählt Stephanie Koopmann vom Vorstand des Vereins Unikate. Mit Einverständnis und Beteiligung der Eltern findet dann ein erstes Gespräch zum Kennenlernen statt. Koopmann unterstützt die Mentorinnen und Mentoren, die sich mit ihr regelmäßig über den Stand in ihren Tandems austauschen. Die Erzieherinnen aus der Kita sowie die Flüchtlingssozialarbeiterinnen der Stadt Osnabrück stehen den Mentoren ebenfalls zur Seite. Heute hat Stephanie Koopmann eine Überraschung für Limar mitgebracht: Einen MP3-Player samt Kopfhörer, auf den sie deutsche Kinderlieder gespielt hat. So kann Limar die Musik hören, die sie aus dem Kindergarten kennt – und stört dabei ihre Familie nicht. In der engen Wohnung versuchen ihre älteren Geschwister Amina (11 Jahre) und Talal (8 Jahre) Hausaufgaben für die Schule zu erledigen. Die Eltern Mohamed und Khaduog Al Yassin lernen mithilfe ihrer Handys Deutsch. Dazwischen versucht sich der kleine Feras (2 Jahre) zu behaupten.

Durch die Schule sind die älteren Kinder sprachlich sehr gewandt. Zwar können auch die Eltern das meiste verstehen, aber manchmal hilft ihnen die älteste Tochter Amina, vor allem dann, wenn Mama und Papa selbst etwas sagen möchten. „Limar mag Judith sehr. Wir freuen uns, dass Limar schon so gut Deutsch spricht“, sagt Khaduog, die Judith Hackenbroich nach den Treffen mit Limar öfter einlädt, zum Essen zu bleiben.

Mohamed Al Yassin hat in Syrien als Händler bei einer französischen Firma gearbeitet. In diesen Beruf möchte er sobald wie möglich gerne wieder einsteigen, wenn seine Familie eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen hat. Zunächst aber sucht die Familie eine passende Wohnung. Derzeit leben die sechs in drei kleinen Zimmern.

Die erste Runde des Projekts „EMILiA“ startete im Herbst 2015 und endet mit dem Abschlussfest im Juni 2016. Anschließend soll ein zweiter Durchlauf folgen. Läuft es ähnlich erfolgreich, wie „Emil“ werden weitere Mentorinnen und Mentoren gesucht. Bei „Emil“ sind im laufenden Durchgang 23 Kindergartenkinder dabei.

 

Weitere Informationen unter: www.unikate-os.de/projekt-emilia/

Medienkontakt: Dr. Marie-Luise Braun, Tel. 0541. 68 53 336, presse@bohnenkamp-stiftung.de