Osnabrück, 17. Mai 2016
Durch die Villa Hecker dringt ein seltsames Stimmengewirr. „Ich will in den Zoo!“, schallt es ein ums andere Mal deutlich hörbar durch die Räume am Schölerberg. Mal klingt es traurig, mal sehnsuchtsvoll, mal wütend und manchmal verliebt. „Man braucht nur ganz kleine Sachen, um Menschen zum Spielen zu bringen“, sagt Ralf Siebenand vom Musiktheater LUPE. Gemeinsam mit seiner Kollegin Katrin Orth leitete er jetzt einen Workshop für Lehrerinnen und Lehrer. Die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung bietet Osnabrücker Grundschulen an, im Schuljahr 2016/2017 ein Projekt mit dem Musiktheater LUPE durchzuführen. Damit die Lehrerinnen und Lehrer die Arbeit des Musiktheaters kennenlernen sowie theater- und musikpädagogisches Material ausprobieren können, hat die Bohnenkamp-Stiftung jetzt zu einer eintägigen Fortbildung eingeladen. Aber auch Grundschulen, die bei der Fortbildung nicht dabei gewesen sind, können sich bei der Stiftung um eine Projektwoche bewerben. Es werden fünf Workshops vergeben.
Wie Pädagoginnen und Pädagogen Kinder zum Spielen bewegen können, zeigten die beiden Theater-Experten nicht nur durch Sprechübungen, sondern auch mit ganz einfachen Utensilien wie einer Tageszeitung. Zunächst machte Katrin Orth nach Musik Bewegungen vor, die die Gruppe anschließend übernahm, bis eine andere Teilnehmerin oder ein anderer Teilnehmer die Führung ergriff und eine eigene Improvisation begann, der dann die anderen folgten. „So kleine Dinge traut sich jeder. Und wenn man einmal angefangen hat, geht´s einfach weiter“, erläutert Siebenand das Konzept. Seit 1996 entwickelt und inszeniert das Musiktheater LUPE aus Osnabrück mit großem Erfolg Musiktheaterstücke mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. „Mittlerweile sind es rund 120 Stücke“, sagt Ralf Siebenand und ergänzt: „Mit unserem Konzept achten wir darauf, dass jeder seine Möglichkeiten einbringen kann.“ Das gilt nicht nur bei altersgemischten Gruppen, sondern auch hinsichtlich unterschiedlicher Sprachen, körperlicher und geistiger Möglichkeiten.
„Mit dem Workshop aber auch mit der Förderung einer Projektwoche an Grundschulen möchten wir Lehrerinnen und Lehrer auf den Geschmack bringen, an ihren Schulen ein Musiktheater einzustudieren“, sagt Uta Gewicke, die verantwortliche Referentin der Bohnenkamp-Stiftung. Zudem möchte die Stiftung mit dem Angebot neue Zugänge zur künstlerischen Arbeit mit Kindern aufzeigen. „Die Kinder erfahren in einem solchen Workshop sehr viel über sich und sie haben die Chance, mal jemand anders zu sein“, betont Ralf Siebenand. Dabei gebe das Musiktheater LUPE den Rahmen vor, indem es ein Stück mitbrächte, beispielsweise „Matz, die Piraten und ein Stück Seife“. Die Struktur und weitgehend auch die Rollen stünden also fest – doch viele Szenen entwickeln die Kinder auf der Basis von kleinen Requisiten und Materialien selbst. „Zudem können sie sich weitere Rollen ausdenken und wie sie miteinander agieren“, sagt Siebenand. Wie die Kinder dann ihre Rollen und deren Charakter auf die Bühne bringen, dabei wiederum helfen Siebenand und Orth: „Wenn sie beispielsweise eine freche Rolle spielen wollen, erarbeiten wir, wie sie das darstellen können, damit es das Publikum überzeugt.“
„Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder Anfragen für Theaterprojekte bekommen. Mit den Projektwochen bieten wir dafür jetzt eine einheitliche Form“, ergänzt Gewicke. Deshalb biete die Stiftung fünf Grundschulen aus Osnabrück die Möglichkeit, über fünf Tage an ihren Schulen einen Workshop mit dem Musiktheater LUPE durchzuführen. Im Workshop erhalten die Kinder einen Einblick in die Grundlagen der Theaterarbeit, sie entwickeln und erfinden gemeinsam mit dem Musiktheater Szenen, sie erlernen, singen und choreografieren Lieder – und sie führen das fertige Stück vor Mitschülern, Eltern und Lehrern auf.
Anmeldeschluss für die formlosen Anträge ist am Freitag, 27. Mai 2016. Kontakt: gewicke@bohnenkamp-stiftung.de
Medienkontakt: Dr. Marie-Luise Braun, Tel. 0541. 68 53 336, presse@bohnenkamp-stiftung.de