"Und das ist alles für mich? Toll!"
Als die neunjährige Lena Bauer von den Akademietagen, Exkursionen, Treffen und Sprachkursen hörte, die das Diesterweg-Stipendium bietet, staunte sie: „Und das ist alles für mich?“ Dann sagte sie: „Toll!“ Jetzt wurde die Schülerin gemeinsam mit 13 anderen Viertklässlerinnen und Viertklässlern mit ihren Familien feierlich in den ersten Durchgang des Stipendiums aufgenommen. „Im Mittelpunkt steht ein umfassendes Bildungsprogramm, das Kinder und ihre Familien dabei unterstützt, den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule aktiv zu gestalten“, sagte Katharina Liebing, die Projektleiterin für das Diesterweg-Stipendium bei der Stadt Osnabrück.
Dieses von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main entwickelte Stipendium richtet sich an Kinder, die ihre Begabungen aus außerschulischen Gründen nicht vollständig abrufen können. Das erste Familien-Bildungsstipendium Deutschlands wird mittlerweile an neun Standorten der Bundesrepublik durchgeführt. „Viele Akteure einer Region lassen Familien etwas Gutes zukommen“, sagte Michael Prior während der Feier. Der Geschäftsführer der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung hat das Diesterweg-Stipendium nach Osnabrück geholt. Unterstützt wird es nicht nur durch die Schulen, sondern auch durch Museen und weitere Bildungseinrichtungen vor Ort; ein Durchgang geht über zwei Jahre.
Wie viel Faszination in Wissenschaft steckt, zeigte Felix Homann mit seinem ShowLabor beim Aufnahmefest den Kindern, Geschwistern und Eltern sowie Gästen aus Politik, Bildung und Stiftungswesen. Er zauberte aus kleinen Eisklötzchen eine Menge Nebel, löste die Schwerkraft auf und zeigte, dass Flüssigkeiten gar nicht spritzen müssen, selbst wenn ein besonders schwerer Gegenstand hineinfällt. Schülerinnen vom Gymnasium „In der Wüste“ und ihr Lehrer Dr. Volker Fastenau sorgten mit ihrer Musik ebenso für gute Stimmung wie die Schülerfirma „Schülerzauber“ mit ihren Leckereien aus der Küche.
„Die von uns geförderten Familien kommen aus 13 Nationen“, sagte Michael Prior, der sich nicht nur über die in die Förderung aufgenommenen 70 Personen einen Schneeball-Effekt erhofft. Er freut sich, wenn im Lauf der Zeit weitere Einrichtungen und auch Unternehmen das Projekt als Kooperationspartner unterstützen. „Wir haben viele Familien mit viel Potenzial im Diesterweg-Stipendium“, betonte Gisela von Auer von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. In Frankfurt am Main wurde das Diesterweg-Stipendium erstmals im Jahr 2008 durchgeführt. Sein Erfolg zeigt sich nicht nur in den erfolgreichen Bildungsbiografien der geförderten Kinder, sondern auch darin, dass acht weitere Städte das Stipendium umsetzen, wie Hamburg, Hannover, Darmstadt und Duisburg. Im kommenden Jahr werden weitere Regionen hinzukommen.
„Der Bildungsweg ist alles andere als ein Spaziergang“, sagte Michael Prior und Katharina Liebing fügte hinzu: „Wir möchten Schwellenängste abbauen und Lernen ermöglichen.“ Dazu gehöre beispielsweise auch, die Familien bei Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern zu unterstützen. Um in das Stipendium aufgenommen zu werden, müssen die Kinder von ihren Lehrern für das Stipendium vorgeschlagen werden. Anschließend wurden mehr als 20 Familien zu einem Auswahlgespräch eingeladen, 15 haben eine Zusage erhalten. Die Ernsthaftigkeit der Förderung wurde mit einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Bohnenkamp-Stiftung und der Stadt auf der einen Seite und den Familien auf der anderen Seite besiegelt. Die Förderung umfasst Kinder-Akademien zu verschiedenen Themen, wie Naturwissenschaften, Musik, Sprache, Literatur, Theater und Kunst. Die Kinder erkunden Osnabrück und Umgebung, sie nehmen an Ferienkursen teil. Außerdem sind finanzielle Hilfen bei der Anschaffung von Bildungsmitteln möglich. Zugleich werden die Eltern gefördert, um ihre Kinder noch besser unterstützen zu können.
In den kommenden zwei Jahren wird die Umsetzung des Diesterweg-Stipendiums laufend überprüft. Dazu stehen Stadt und Bohnenkamp-Stiftung auch in Kontakt mit anderen Stiftungen, die das Stipendium in anderen Regionen umsetzen. Anschließend wird entschieden, ob und wie das Diesterweg-Stipendium in Osnabrück weitergeführt wird.