Die Umweltpädagogik am Lernstandort Noller Schlucht dient aber nicht nur dazu, sie an die Natur heranzuführen. Die Exkursion ist vielmehr Bestandteil einer besonderen Sprachförderung, die sich an Mädchen und Jungen mit Zuwanderungsgeschichte richtet.
„Sprache und Natur auf der Spur“ lautet die Überschrift des Sommercamps 2012. 60 Kinder nehmen daran teil, die jetzt die dritte Klasse abgeschlossen haben. Nun dauert es nur noch ein Jahr, bis sie auf eine weiterführende Schule wechseln. Das zweiwöchige Programm hat zum Ziel, dass den jungen Teilnehmern mit besseren Deutschkenntnissen der Start in die fünfte Klasse erleichtert wird. Das geschieht durch eine spielerische Sprachförderung sowie durch Umwelt- und Erlebnispädagogik am Dissener Lernstandort Noller Schlucht und im Schullandheim Mentrup-Hagen, wo jeweils 30 Kinder untergebracht sind.
Vormittags steht für vier Stunden die Sprachförderung im Vordergrund. Sie wird vom Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien (VPAK) geleitet. Auf spielerische Weise geht es um Wortschatzerweiterung und Grammatik. Das geht zum Beispiel durch das sogenannte Bild-Verb-Memory: Hier müssen die Spieler nicht zwei gleich aussehende Karten ausfindig machen. Vielmehr steht auf der einen Karte ein Wort, das Pendant dazu beinhaltet die entsprechende zeichnerische Darstellung.
Nach dem Mittagessen geht es dann raus in die Natur. Die Exkursionen drehen sich zum Beispiel darum, was man auf dem Waldboden oder in Bächen findet. Johann findet die Ausflüge besonders spannend. Der Neunjährige mit chinesischen Wurzeln weiß jetzt zum Beispiel, wie ein Bachflohkrebs aussieht. Spaß macht ihm auch die abendliche Lektüre: So steht das Buch „Der Ruf der Delphine“ aus der Reihe „Das magische Baumhaus“ auf dem Programm. Johanns Zeugnis kann sich sehen lassen, lediglich seine Deutschnote fällt etwas ab. Nun bietet das Sommercamp die Chance, dass er sich auch in diesem Fach verbessert.
2008 wurde das Sommercamp erstmalig durchgeführt. Zwei Jahre später stellte die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung erstmalig die Mittel zur Verfügung, die sich pro Camp auf 50 000 Euro belaufen. Der aktuelle Förderzeitraum reicht von 2012 bis 2014.
„Wir wollen uns nicht von Antrag zu Antrag hangeln. Auf diese Weise können wir das Angebot besser etablieren“, sagt Geschäftsführer Michael Prior. Die Projektleitung hat der Landkreis Osnabrück, Partner ist die Stadt Osnabrück.
Neue Osnabrücker Zeitung 02.08.2012
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