Osnabrück, 10. Dezember 2013
Plötzlich wurde der Hals von Jacob Tegeler etwas länger. Neugierig beäugte der Siebtklässler des Gymnasiums Oesede seinen eigenen Auftritt bei „Sch(l)au TV“. Als der Moment vorüber war, sah der Junge zufrieden aus. Mit 25 Mitschülerinnen und -schülern hat Jonas für Magazin-Beiträge bei „Sch(l)au TV“ recherchiert, Drehbücher verfasst, Interviews geführt, gedreht, Texte eingesprochen und die Beiträge schließlich auch geschnitten. „Das war toll, man lernt wie nebenbei“, resümierte er bei der Filmvorführung. Eingebunden war das Projekt in den Biologie-Unterricht von Thomas Kuzaj, der gerade das Thema „Ernährung“ vermittelte. Umgesetzt haben die Schülerinnen und Schüler es beim AWO-MedienBildungsZentrum Georgsmarienhütte (MBZ). Die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung fördert das Angebot finanziell seit 2011.
Durch„Sch(l)au TV“ befassen sich Kinder und Jugendliche noch einmal neu mit Themen, denen sie im Unterricht begegnen. „Wer in einem Filmbeitrag anderen etwas erklären will, muss es zuvor verstanden haben“, erläuterte MBZ-Mitarbeiterin Heidi Vollprecht. Mit ihrer Hilfe werfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur einen Blick hinter die Kulissen der Filmtechnik. Sie lernen zugleich, wie Medien arbeiten. Kurz: Sie erwerben Medienkompetenz, die heute unabdingbar ist. „Die eigene Motivation ist wichtig, um überhaupt lernen zu können. Projekte wie Sch(l)au TV bieten dafür sehr gute Anreize“, sagte Michael Prior, der Geschäftsführer der Bohnenkamp-Stiftung. Zudem biete das Format an, fächerübergreifend zu arbeiten und verschiedene Vermittlungsmethoden einzusetzen, wie Interview, Quiz, Versuche, Theaterstücke, Animationen, Rätsel, Reportagen und mehr.
Nachdem Thomas Kuzaj das Thema mit seiner Klasse inhaltlich vorbereitet hatte, kam das MBZ ins Spiel. In fünf Doppelstunden unterstützten Heidi Vollprecht und ihre Kollegen Michael Schütte und Inga Loudovici die Kinder dabei, Themen für Beiträge zu finden und diese filmisch umzusetzen. Viele Ideen entwickelten die Schülerinnen und Schüler zudem selbstständig in sechs Gruppen – oft auch nachmittags und an den Wochenenden. Zu sehen sind nun sechs Magazinbeiträge und ein Quiz, die mit der Moderation knapp 25 Minuten lang das Thema Ernährung aus ungewöhnlicher Perspektive beleuchten: Was mögen jüngere Menschen und worauf haben ältere Appetit? Essen Männer tatsächlich schneller als Frauen? Mag wirklich jeder Vitamine? Wo kommt eigentlich die Milch her und was müssen Kühe dafür alles fressen? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Schülerinnen und Schüler befasst.
„Wir können über solche Projekte fachübergreifende Kompetenzen vermitteln“, betonte Ulrich Schimke, der Leiter des Gymnasiums Oesede. Nach mehreren bereits durchgeführten Projekten denke seine Schule darüber nach, weitere mithilfe des AWO-MedienBildungsZentrums umzusetzen. „Ich möchte dieses Format meinen Schülern immer wieder anbieten“, betonte Thomas Kuzaj, doch er wies auch darauf hin, dass die Ministerien in den Lehrplänen genügend Zeit für solche Formate einplanen müssten, „zumal, wenn solche Angebote erwünscht sind“, ergänzte Kuzaj dann. Immerhin sei der Arbeitsaufwand wesentlich höher als bei normalem Unterricht.
Bei den Schülerinnen und Schülern kam das Angebot gut an. „Es ist spannender als normaler Unterricht“, meinte Liska Grave und ihre Mitschülerin Madlin Hagedorn ergänzte: „Wir haben alles ziemlich gut hingekriegt, auch die Absprachen in den Gruppen.“ So lernen die jungen Filmproduzenten, sich auch in der Teamarbeit zu organisieren.
Zum Hintergrund: Das AWO-MedienBildungsZentrum bietet seit August 2011 weiterführenden Schulen in Georgsmarienhütte die Möglichkeit, Lernstoff und Unterrichtsinhalte in Medienprojekten zu gestalten und zu vertiefen. Art und Umfang der Projekte entwickelt das Team des MBZ gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern, Kursen und Klassen, so dass das Medienprojekt jeweils auf das Fach, den Lernstoff und die Schulsituation zugeschnitten ist. Die Schülerinnen und Schüler recherchieren eigenständig, tragen Informationen zusammen und überlegen gemeinsam, wie ihr Thema in Bild und/oder Ton umgesetzt und präsentiert wird. So machen sie eine vorgegebene Unterrichtseinheit zu ihrem ganz eigenen Produkt. Für die Planung neuer Projekte benötigt das MBZ eine Vorlaufzeit von ein bis zwei Monaten.
Filmbeiträge des AWO-MedienBildungsZentrums finden Sie hier
Medienkontakt:
Dr. Marie-Luise Braun, presse(at)bohnenkamp-stiftung.de