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„Diese Aufgabe ist ein kleines Bonbon“

EMIL, ein Patenschaftsprojekt für Osnabrücker Kindergartenkinder,

sucht weitere Kooperationspartner

Sie helfen Kindern, ihre Welt zu entdecken: Mentorinnen des Projekts EMIL (vordere Reihe, von links): Kristina Pohl, Lena Steenhusen, Sue Berding, Annika Latzel, Laura Petersmann und Insa Uhlenkamp sowie (hintere Reihe, von links): Regine Prabel (Bildungsbüro Osnabrück), Stephanie Koopmann (Verein Unikate), Michael Prior (Bohnenkamp-Stiftung), Ulrike Kläfker (Evangelische Fachschulen), Kerstin Falkenstein (Verein Unikate) und Friederike Niederdahlhoff (Evangelische Fachschulen). Foto: Bohnenkamp-Stiftung

Wenn Annika Latzel von ihrem Patenkind spricht, fangen ihre Augen an zu leuchten. „Diese Aufgabe ist ein kleines Bonbon“, sagt die angehende Erzieherin. Seit Herbst 2012 kümmert sie sich ein Mal pro Woche für zwei bis drei Stunden um einen Fünfjährigen. Nun zieht die junge Frau ein positives Resümee: „Er war sehr zurückhaltend. Jetzt ist er viel offener geworden. Man kann richtig die Entwicklung sehen.“ Sie selbst möchte die Patenschaft nicht mehr missen, die Teil des Projekts EMIL ist – das „Ehrenamtliche Mentorenprojekt für individuelles Lernen“ des Vereins Unikate.

„Mit EMIL möchten wir Kinder von drei bis sechs Jahren in ihrer Entwicklung individuell fordern und fördern“, sagt Unikate-Koordinatorin Stephanie Koopmann. Unter dem Motto „Du und ich, Zeit für mich“ bieten die derzeit zehn Mentorin-Kind-Tandems den Kleinen Raum, ihren Wissensdurst zu stillen und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Gemeinsam begeben sich junge Erwachsene ab 18 Jahren mit jeweils einem Kind auf Entdeckungsreise, deren Ziel von den Fragen des Mädchens oder Jungen bestimmt wird. „Die Zeit wird ganz individuell genutzt“, erläutert Kerstin Falkenstein, ebenfalls Koordinatorin bei Unikate. Besonders sei dabei die Eins-zu-Eins-Situation.

Die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung hat das Projekt mit rund 22.000 Euro gefördert. „Stephanie Koopmann und Kerstin Falkenstein sind mit einer ganz besonderen Motivation auf uns zugekommen. Sie brennen für ihre Idee“, sagt Michael Prior, der Geschäftsführer der Bohnenkamp-Stiftung. Er hebt die Einmaligkeit des Mentoring-Projekts für Kindergartenkinder hervor.

Fünf Kindergärten haben die beiden Frauen gewonnen, um insgesamt zehn Kinder zu benennen, die bei EMIL für ein Jahr eine Mentorin erhalten haben. Zunächst begegneten sich die Mentorin-Kind-Tandems in der Kita oder im Elternhaus der Kinder. Später vergrößerten sie ihren Aktionsradius. Die Mentorinnen arbeiten ehrenamtlich, sie erhalten lediglich ein Taschengeld, um die Aktionen mit den Kindern zu finanzieren.

Mit der Zeit entwickelten die Kinder Vertrauen zu ihrer Mentorin. So zeigt es auch eine erste Auswertung der Evaluation, die Professor Dr. Julius Kuhl vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe) erarbeitet hat. Zudem deutet sich bereits jetzt an, dass die Kinder durch EMIL ein größeres Selbstbewusstsein gewonnen haben und ihre Bedürfnisse klarer ausdrücken können.

„Die Kinder lernen, wie man selbst etwas herausfinden kann“, sagt Mentorin Insa Uhlenkamp, die ebenfalls die Patenschaft für einen Jungen übernommen hat. Eine Frage ihres Patenkindes lautete: „Woran erkennt man, dass ein Vulkan bald ausbricht?“. Aber auch Kissenschlachten und die Entdeckung von Obst aus anderen Ländern standen auf dem Programm. Die fünfjährige Patentochter von Sue Berding sei zu Beginn sehr schüchtern gewesen. „Mittlerweile hört sie gar nicht mehr auf zu erzählen“, sagt Berding.

Wie Annika Latzel besucht Sue Berding die Evangelischen Fachschulen Osnabrück (ESF), um Erzieherin zu werden. Insa Uhlenkamp studiert Psychologie an der Universität Osnabrück. Um die ESF-Schülerinnen auf ihre Aufgabe vorzubereiten, haben Stephanie Koopmann und Kerstin Falkenstein einen eigenen Kurs an den Fachschulen angeboten. Doch auch ohne Bezug zu solchen Fächern können junge Menschen bei EMIL Mentorin oder Mentor werden. „Sie können wichtige Erfahrungen sammeln und sich persönlich weiter entwicklen“, meint Koopmann.

Im Herbst 2012 haben sich die ersten zehn Mentorin-Kind-Tandems gefunden, jetzt soll EMIL mit weiteren Mentorinnen und Mentoren und auch weiteren Kooperationspartnern fortgesetzt werden. Umgesetzt wurde das Projekt bislang mit den Evangelischen Fachschulen Osnabrück. „Sie lernen, wie sie Kinder individuell fördern können“, erläutert Friederike Niederdahlhoff, Lehrerin an den ESF. Einmal pro Woche bietet Unikate den Mentorinnen eine Supervision an, bei der Fragen erörtert werden, die sich im Zusammenspiel der Tandems ergeben. Die Mentorinnen nehmen an Seminaren zu Themen wie „Bindung und Bildung“ und „Wie lernen Kinder“ teil. Zudem führen sie ein Tagebuch, in dem sie alle Aktivitäten und Erlebnisse mit dem Kind festhalten. Und auch die Eltern werden eingebunden, damit sie über die Entwicklung ihres Kindes immer auf dem aktuellen Stand sind. Ein weiterer Kooperationspartner ist das Bildungsbüro Osnabrück.

 

Medienkontakt:
Dr. Marie-Luise Braun, presse(at)bohnenkamp-stiftung.de