Osnabrück, 13. Dezember 2013
Wie passen 300 Millionen Jahre Erdgeschichte in eine Ausstellung? Das ist eine Frage, die das Museum Industriekultur seit fast 20 Jahren beantwortet. Jetzt wird die Dauerausstellung überarbeitet. Dabei beleuchten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums den Berg und seine Geschichte aus einer neuen Perspektive. „Kinderspur“ heißt das Konzept, das die Ausstellungsmacher vor eine besondere Herausforderung stellt: Die zahlreichen Themen rund um den Piesberg sollen in wenige Regale passen. Jetzt sind die ersten acht Meter mit Exponaten, Installationen und Mitmachstationen fertig. Die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung fördert das neue Ausstellungskonzept mit 156.000 Euro.
Thematisch, nicht historisch spannt die neue Präsentation einen Bogen zu den Themen des Berges, wie Rolf Spilker, der Direktor des Museums, bei der Präsentation erläuterte. Er nannte einige Themen: Kohle- und Steinabbau, Mülldeponie, Windräder, Energiegewinnung, Fossilien, Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Industriegeschichte und, und, und. Alle Exponate, Medienstationen und auch die Ausstellungsarchitektur seien auf junge Besucher abgestimmt – und auf ihre Neugier. So stoßen die Gäste im dritten Stock des Haseschachtgebäudes zunächst auf eine riesige Projektion auf dem Fußboden: Mitten im Gebäude laufen sie über den Piesberg. Durch ihre Bewegung lösen sie an verschiedenen Stellen einen Impuls aus und ein Film wird auf den Boden projiziert. Kurze Sequenzen verdeutlichen jeweils, was im Steinbruch vor sich geht, im Windpark, im Hasestollen und an anderen Orten des Berges.
Das dient als Appetithappen für mehr. Und so geht es an und in besagtem Regal weiter, wiederum in reduzierter Form. In den Fächern sind einige Exponate zu finden, in Schubladen Mitmachangebote oder Präsentationen. Mit ihrer Hilfe können sich die Kinder den Themen des Piesbergs nähern. „Wer zusätzliche Informationen braucht, bekommt sie auch. Über wenige Texte“, sagte Barbara Kahlert, die Kuratorin der Ausstellung, und nannte ein Phänomen, auf das die Ausstellung setzt. Wenn Kinder ihre Neugier ausleben, beschäftigten sich automatisch auch ihre Eltern und Großeltern als Begleitpersonen mit den Themen. „Das ist der Sendung-mit-der-Maus-Effekt“, erläuterte Kahlert.
Die Weiterentwicklung der Dauerausstellung musste bislang immer wieder hinter die Bauaufgaben am Haus zurücktreten, erklärte Franz-Josef Hillebrandt, der Vorsitzende des Kuratoriums der Bohnenkamp-Stiftung. Nach 20 Jahren sei es nun aber Zeit, die Präsentation zu überarbeiten. So werden nach den ersten Stationen im dritten Stock des Museums in den kommenden Monaten auch die anderen Etagen des Hauses erneuert. Die zweite Etage wird dann den Steinkohle-Bergbau thematisieren, der erste Stock die Frühindustrialisierung im Osnabrücker Raum. Termin für die Fertigstellung ist Ende 2015. „Hier geht Qualität vor Eile“, sagte Hillebrandt. Das Datum ist auch der Tatsache geschuldet, dass das Museum fast alle Exponate und die Präsentationsbauten selbst erstellt und dafür Zeit benötigt. In der eigenen Werkstatt sorgen Mitarbeiter für Holz- und Stahlbauten, Exponate und Grafik. „Von Beginn an bot dieses Museum die Möglichkeit zur Mitarbeit und damit Langzeitarbeitslosen die Gelegenheit, sich wieder für den ersten Arbeitsmarkt interessant zu machen“, ergänzte Franz-Josef Hillebrandt.
Die Pflanzen, die Tiere, die Fossilien und weitere spannende Themen finden die Gäste nach den Hinweisen im Museum vor allem vor seiner Haustür, sagte Barbara Kahlert. So solle das Museum auch eine Anregung sein, sich draußen auf die Suche zu machen und die Natur zu erkunden. Michael Prior, der Geschäftsführer der Bohnenkamp-Stiftung, ist von diesem Konzept überzeugt. Er lobte die „Kinderspur“ als Möglichkeit für Kinder, durch entdeckendes Lernen von selbst auf neue Themen zu stoßen. Er sagte: „Bildung entsteht durch Anreize.“ Und davon biete das Museum einige.
Medienkontakt:
Dr. Marie-Luise Braun, presse(at)bohnenkamp-stiftung.de