Osnabrück, 23. Dezember 2014
Tatatatamm, Tatatatamm – ein Zug scheint durch die Aula der Hochschule Osnabrück zu fahren. Rasch nimmt er erst Fahrt auf und wird kurz darauf wieder langsamer. „Im gleichen Rhythmus fahrt ihr dann aus dem Tunnel wieder heraus“, erläutert Christopher Wasmut bei der Orchesterprobe. Der Dirigent der „Jungen Philharmonie“ hat für die kommenden Neujahrskonzerte vier Stücke ausgesucht, die von starkem Rhythmus leben: der Bolero von Ravel und Beethovens 7. Sinfonie. Zudem werden die überwiegend jungen Musiker „Short Ride in a Fast Machine“ vom US-amerikanischen Zeitgenossen John Adams spielen, sowie „Pacific 231“ von Arthur Honegger, das nach einer Dampflok benannt wurde und deren Fahrt die Musik nachahmt. „Man denkt bei klassischer Musik nicht an Industrie und Metall“, sagt Viktoria Krumme. Sie spielt die einzige Tuba und ist mit ihren 15 Jahren das jüngste Mitglied des im Dezember 2013 gegründeten Orchesters.
Der besondere Rhythmus ist nicht das einzige, wovon die Konzerte am 11. Januar 2015 in Bohmte (Industriehalle Necumer GmbH) und am 12. Januar in Osnabrück (Kongress-Saal der Osnabrückhalle) leben. So dient „Pacific 231“ der Gruppe SNAPBAXX aus dem Jugendzentrum „Altes Stahlwerk“ in Melle als Vorlage für ein Video mit Tanzelementen, das sie mit den Filmemachern Marcel Kawentel und Timo Lombeck produziert hat. Die Junge Philharmonie wird das Video während der Auftritte musikalisch begleiten, so dass akustische und visuelle Eindrücke ein Ganzes bilden. Dazu gehört auch die Klanginstallation „12-Ton Lüftungsschächte“ von Heiko Wommelsdorf. Der Klangkünstler kombiniert Aufnahmen von Lüftungsschächten mit künstlich produzierten Sinustönen zu einer Komposition ohne Anfang und Ende. Mit dieser Installation beleuchtet er künstlerisch den Zusammenhang zwischen der Intention der Stücke, der Musik und Industriekultur und den zum Teil ungewöhnlichen Konzertorten.
„Gerne unterstützt es unsere Stiftung, wenn junge Menschen ihre Talente und Interessen entfalten und daran wachsen. So fügen sich bei diesem Konzerterlebnis viele unterschiedliche Elemente zu einem großen Ganzen zusammen. Das wird für die Mitwirkenden wie für das Publikum zu einem einzigartigen Erlebnis“, sagt Michael Prior, der Geschäftsführer der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung, die das „Gesamtkunstzert“ finanziell unterstützt. Bereits bei der Probe zeigt sich Dr. Susanne Tauss von der Leistung der jungen Musiker begeistert. „Wir finden es toll, dass die Junge Philharmonie Jugendlichen die Möglichkeit gibt, Musik zu entdecken. So eine Einrichtung gab es vorher nicht in der Region“, sagt die Geschäftsführerin des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e.V., der ebenfalls zu den Unterstützern der Konzerte zählt. Auch der Fachbereich Kultur der Stadt Osnabrück unterstützt die Konzerte, die Firma Necumer GmbH stellt für das Konzert in Bohmte ihre Produktionshalle zur Verfügung. Über „ein ungewöhnliches Projekt mit großartigem Potenzial“ freut sich Tim Wesselmann, der Leiter des Jugendzentrums „Altes Stahlwerk“ in Melle. „Die jpo ermöglicht auf diesem Wege jungen Menschen einen Zugang zur klassischen Musik, welcher ihnen ansonsten verwehrt bleiben würde. Daher sehen wir hier Jugendliche aus dem Dunstkreis von HipHop, Dancehall und Breakdance, die sich an Bewegungsabläufen zu klassischer Instrumentalisierung versuchen – das ist ein spannender Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Welten“.
Die Junge Philharmonie spielt ihr „Gesamtkunzert Industriekultur“ am Sonntag, 11. Januar ab 17 Uhr in Bohmte (Industriehalle Necumer GmbH) und Montag, 12. Januar ab 20 Uhr in Osnabrück (Kongress-Saal der Osnabrückhalle). Der Eintritt kostet im Vorverkauf 15 Euro, ermäßigt 7,50 Euro zzgl. Gebühren, an der Abendkasse kostet er 18 Euro, ermäßigt 10 Euro. Karten gibt es bei Nordwest-Ticket (Telefon 0421/363636), mehr zum Ticketverkauf unter www.jp-os.de/vvk.
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