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„Anders als Schule: Bücher dürfen wir draußen lesen“

60 Kinder – zehn Muttersprachen: Zum vierten Mal fördert die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung das zweiwöchige Sommercamp „Sprache und Natur auf der Spur“ in Mentrup-Hagen und der Noller Schlucht

Dem Akkusativ auf der Spur (Kristina Urbanovic/Bohnenkamp-Stiftung)

Ein Buch pro Woche lesen die Kinder im Camp – meistens draußen (Kristina Urbanovic/Bohnenkamp-Stiftung)

60 Kinder mit zehn verschiedenen Muttersprachen lernen im Camp spielend Deutsch (Katja Edelmann/Bohnenkamp-Stiftung)

60 Kinder – zehn Muttersprachen: Zum vierten Mal fördert die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung das zweiwöchige Sommercamp „Sprache und Natur auf der Spur“ in Mentrup-Hagen und der Noller Schlucht für Kinder aus Zuwandererfamilien. Beim Besuchstag berichteten die teilnehmenden Kinder Cansu und Alihan sowie ihre Mutter Hülya Kaygisiz über ihre Eindrücke, Erfahrungen und die Effekte des Sommercamps.

Osnabrück, 10. Juli 2013. „Ich möchte Lehrerin werden“, weiß die 10-jährige Cansu Kaygisiz ganz genau. Dass man dafür gute Noten in der Schule braucht, ist der Teilnehmerin des diesjährigen Sprach-Sommercamps völlig klar. Zwei Ferienwochen lang erhalten 60 Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse aus der Stadt und dem Landkreis Osnabrück Sprachförderunterricht kombiniert mit Umweltbildung. Cansu, Schülerin der Heiligenweg-Grundschule Osnabrück, konnte es kaum abwarten, beim Camp dabei zu sein – genau wie 2011 ihr älterer Bruder Alihan. Im Schullandheim Mentrup-Hagen sei es nicht wie in der Schule, erzählt Cansu. Der besondere Lernort sowie das individuelle Lernen und Rückfragen begeistern das Mädchen. „Hier kann man spazieren gehen und draußen Bücher lesen.“

Die Mutter der Geschwister, Hülya Kaygisiz, ist von den positiven Effekten des Sprachcamps überzeugt. Ihr Sohn Alihan hatte sich im Schuljahr nach dem Camp um eine Note in Deutsch verbessert. Eine Lehrerin hatte die Familie auf das Camp aufmerksam gemacht. „Anfangs hatte ich ein bisschen Angst, vor allem meine Tochter abzugeben. Das ist in unserer Kultur so früh nicht üblich“, sagt Kaygisiz. Doch gerade für Mädchen sei es wichtig, gefördert zu werden. „Ich möchte, dass meine Kinder eine gute Bildung bekommen und später studieren können“. Die Mutter kam als Kleinkind aus der Türkei nach Deutschland. Sie erinnert sich daran, wie lange es in ihrer Schulzeit dauerte, bis sie manche Inhalte aus dem Deutsch- oder Sachunterricht verstand. „Mit der Zeit ging es dann, aber es war keiner da, der geholfen hat“. Gern erzählt sie anderen Müttern davon, dass die Kinder im Sprachcamp gut aufgehoben sind.

Die 60 Kinder im Camp sprechen zehn verschiedene Muttersprachen – beispielsweise Türkisch, Russisch, Vietnamesisch oder Kongolesisch. Projektleiterin Gabriele Grosser von der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern aus Zuwandererfamilien (RAZ) der Stadt Osnabrück nennt die Rahmenbedingungen im Camp als Schlüssel für den Erfolg: „Kleine Gruppen, altersadäquates Material und qualifizierte Studenten  schaffen eine andere Lernsituation als beim Unterricht in der Klasse. Alles ist auf die Bedürfnisse von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache abgestimmt“. Kristina Urbanovic vom Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien (VPAK) ist im Camp für die Sprachförderung verantwortlich. „Zweisprachige Kinder sind etwas benachteiligt im deutschen Schulsystem, weil sie meist erst im Kindergarten Kontakt mit der deutschen Sprache bekommen. Das versuchen wir hier aufzuholen“. In einem systematischen Curriculum erarbeitet sie und ihre Kollegen mit den Mädchen und Jungen Grammatik und Vokabeln der deutschen Schriftsprache. „Das ist eine ganz andere Sprache als die, die wir sprechen“.

Am Besuchstag im Schullandheim Mentrup-Hagen und in der Noller Schlucht in Dissen konnten sich Lehrerinnen und Lehrer, Hochschulvertreter, kommunale Projektbeauftragte sowie Fachleute aus der Sprachförderung ein Bild vom Sommercamp machen. In seinen Begrüßungsworten dankte Kreisrat Dr. Winfried Wilkens der Bohnenkamp-Stiftung für das finanzielle und inhaltliche Engagement. „Die Stiftung ist nicht nur fördernd, sondern auch fordernd“.

Hintergrundinformation zum Sommercamp

Seit 2010 fördert die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung das Sommercamp, das Sprachförderung und Umweltbildung miteinander verbindet, mit jährlich 50.000 Euro. Der Landkreis Osnabrück organisierte das Camp in den ersten drei Jahren, danach übernahm dies die Stadt Osnabrück. Verantwortlich für das Sprachförderkonzept ist der Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien (VPAK). Die Abendbetreuung übernehmen angehende sozialpädagogische Fachkräfte der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Osnabrück. Für die Umweltbildung sind die Biologen am Lernstandort Noller Schlucht in Dissen sowie ein Erlebnispädagoge zuständig.

Medienkontakt:
Katja Edelmann, presse(at)bohnenkamp-stiftung.de