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Eine fremde Welt entdecken

15 Schüler lernen beim Workshop des Morgenlandfestivals die arabische Musik kennen

 

Ein kurzer Blick genügt, und schon versteht Samuel Essah (links), was ihm Rony Barrak musikalisch vermitteln möchte.

Johanna Fischer freut sich, beim Workshop von dem renommierten Klarinettisten Kinan Azmeh lernen zu können.

Osnabrück, 23. Juli 2015

Rony Barrak beugt sich über seine Bongos und schlägt mit den Händen einen Rhythmus. Dabei blickt er abwartend Samuel Essah in die Augen. Der 15-Jährige versteht sofort und wiederholt die Schläge auf seinen kleinen Trommeln. So geht es eine Weile hin und her, bis Samuel beginnt, die Vorgaben abzuwandeln und seine eigene musikalische Position bei der Gruppen-Improvisation zu finden. 15 Jugendliche tauchen derzeit bei einem Workshop des Morgenlandfestivals ein in die Welt der arabischen Musik. Angeleitet werden sie von der Sängerin Dima Orsho, dem Klarinettisten Kinan Azmeh und dem Darbuka-Spieler Rony Barrak. Die ausgebildeten Musiker genießen bereits international einen sehr guten Ruf. Jetzt bieten sie fünf Tage lang dem Nachwuchs liebevoll Einblicke in ihre Welt bei einem Workshop, der von der Stiftung Niedersachsen, der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte und der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung unterstützt wird.

„Der erste Tag war ein bisschen komisch. Es war ungewohnt, so frei zu improvisieren. Jetzt, am zweiten Tag gehen wir alle schon viel mehr aus uns heraus“, sagt Johanna Fischer. Die 18-Jährige spielt Klarinette. Ganz klassisch bisher. Kinan Azmeh kannte sie bereits vor dem Workshop durch seine Auftritte beim Morgenlandfestival. Umso größer ist ihre Freude, nun von dem Profi lernen zu können, den sie von der Bühne kennt. „Es ist schön, diese Vielfalt der Musik zu verwirklichen“, begeistert sich die Schülerin des Gymnasiums „In der Wüste“. Auch Samuel freut sich, einen neuen Musikstil zu entdecken. Er steht eigentlich auf Soul, Gospel und RnB. „Es ist spannend diese neuen Rhythmen kennen zu lernen“, sagt der junge Musiker, der nicht nur am Schlagzeug sitzt, sondern auch Klavier, Bass und Saxophon spielt. An der Gesamtschule Schinkel besucht er die Orchesterklasse.

„Es ist für alle Beteiligten ein Gewinn, wenn Jugendliche durch den Workshop des Morgenlandfestivals die Möglichkeit haben, sich nicht nur intensiv mit anderen Musikstilen, sondern auch mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen“, sagt Michael Prior, der Geschäftsführer der Bohnenkamp-Stiftung. Die Jugendlichen werden im renommierten Tonstudio „Fattoria Musica“ nicht nur unterrichtet, hier wohnen sie auch während des Workshops und hier spielen sie am Freitag, 24. Juli, ihr öffentliches Abschlusskonzert. Begleitet werden sie von 15 weiteren Schülern, die den Workshop filmisch dokumentieren oder Artikel für die Neue Osnabrücker Zeitung verfassen. Die Workshop-Teilnehmer verständigen sich auf Englisch.

An Tag zwei haben die Musiker bereits vier Stücke erarbeitet. „Now we polish it – nun polieren wir alles“, sagt Dima Orsho und nennt zwei arabische Folksongs, eine Komposition von Kinan Azmeh sowie eine Improvisation. Dass die Jugendlichen keine arabischen Instrumente spielen, mache nichts. „Es kommt nicht darauf an, was du spielst, sondern wie du es spielst“, sagt Azmeh. Der Klarinettist aus Syrien ergänzt: „Wir spielen zusammen wie eine Band.“ Die Dozenten akzeptieren die Jugendlichen als Musiker mit eigenen Vorstellungen. Auch für sie sei die gemeinsame Arbeit sehr spannend. „Wir lernen, wie sie zuhören und wie sie kommunizieren“, sagt Orsho, die den Sängerinnen während des Workshops auf spielerische Weise vermittelt, wie man mit Musik umgehen kann. So singt sie manchmal eine kurze Improvisation als Beispiel, die Rony Barrak und Kinan Azmeh mit ihren Instrumenten aufgreifen, dann steuern die Jugendlichen ihre Ideen bei.

Bereits in den vergangenen Jahren hat das Morgenlandfestival mit Schulen und Hochschulen zusammengearbeitet. Ziel des Workshops ist die praktische Vermittlung kultureller Erfahrung, sowohl in musikalischer als auch in menschlicher Hinsicht. Dabei stehen nicht nur das gemeinsame Musizieren, sondern auch das aufeinander Hören, das miteinander Gestalten und das voneinander Lernen im Zentrum.

Ihre Ergebnisse werden die Jugendlichen mit ihren Dozenten beim öffentlichen Abschlusskonzert am Freitag, 24. Juli um 16 Uhr in der Fattoria Musica, Darumer Straße 60, vorstellen. Auch für die Dozenten wird das Konzert neue Erfahrungen bieten: „Jedes Konzert ist anders“, meint Rony Barrak. Und Kinan Azmeh ergänzt: „Du schreibst ein Stück auf Papier, aber lebendig wird es erst beim Spielen.“ Der Eintritt zum Konzert ist frei.

Weitere Informationen unter: www.morgenland-festival.com

Medienkontakt: Dr. Marie-Luise Braun, Tel. 0541. 68 53 336, presse@bohnenkamp-stiftung.de